Zwischen den Armen der Rhône und der Petit Rhône liegt die dünn besiedelte Grande Camargue. Sie bildet zusammen mit der Petite Camargue, die sich westlich der Petit Rhône erstreckt, den regionalen Naturpark Camargue.

camargue, pferde, flamingos, sumpf
Die Camargue

In meiner Jugend lebte ich einige Jahre an der Cote d’Azure, dennoch kam ich in diesem Herbst das erste Mal in die Camargue. Ich war überrascht von den zahlreichen Naturschutzgebieten und der landschaftlichen Schönheit des Bouches-du-Rhône. Der Gegensatz zur dicht bevölkerten französischen Riviera ist augenfällig. Während dort die normierten Bettenburgen selbst im Winter noch übervoll sind, verirren sich hier nur wenige Menschen im naturwüchsigen Gewusel der kleinen Gassen des herbstlichen Saintes-Maries-de-la-Mer.

Strand in der Camargue
Strand in der Camargue

Die Sonne brannte durch einen strahlend blauen Himmel und eine laue Brise wehte über die Ebene aufs offene Meer hinaus. Es begegneten uns lediglich einige Einheimische und Halbjahres-Camper, die mit ihren überlangen mobilen Heimen auf Parkplätzen zwischen Straße und Strand ihre Bleibe gefunden hatten.

Straße in der Camargue
Straße in der Camargue

Im Hochsommer vervielfachen sich die Besucherzahlen am Plage de l’Espiguette, der sich einige Kilometer westlich von Saintes-Maries-de-la-Mer befindet und mit achtzehn Kilometern der längste Strand Europas ist. Entlang der Strände tummeln sich dann bis zu hunderttausend Sonnenhungrige.

Die Camargue im Wandel

Straße in der Camargue
Straße in der Camargue

In der Antike und im Mittelalter war das etwa 800 km² große Gebiet kaum besiedelt. Das brackige und ebene Fleckchen Erde, eingezwängt zwischen den beiden Mündungsarmen der Rhône, erstreckt sich zwischen den Städten Arles im Norden, Aigues-Morte im Westen und Martigues im Osten. Bis zur Kanalisierung und dem Bau des Digue à la Mer blieb die Camargue dem stetigen Kampf zwischen mächtigem Fluss und hungrigen Meer unterworfen.

Strand in der Camargue
Strand in der Camargue

Saint Marie de la Mer

Saintes-Maries-de-la-Mer
Saintes-Maries-de-la-Mer

Unser Hotel lag einige Hundert Meter vor der Ortsgrenze und war leicht zu finden. Wir checkten ein, gingen zum Strand und legten uns in den warmen Sand. Liesen uns einlullen vom stetigen Auf und Ab der Wellen. Bevor im Jahr 1984 der Sandstrand vor Saintes-Maries-de-la-Mer aufgeschüttet wurde, drohte die Küste im Meer zu versinken. Denn hingegen des ersten Anscheins fungiert die Aufschüttung in hauptsächlich als Deich. Im Mittelalter lag der Ort noch mehrere Kilometer von der Küste entfernt. Aber trotz der vielfältigen Schutzmaßnahmen verwandelt die gefräßige See auch heute noch jährlich bis zu 15 Meter der Küste in Schwemmland. Blaugrün glitzernde Lagunen und weit ins Wasser reichende, mit Quader-Steinen aufgeschüttete Wälle, wechseln sich mit breiten, in der blassen Herbstsonne fast weiß schimmernden Stränden ab.

L’eglise Notre Dame de la Mer

Kirche in Saintes-Maries-de-la-Mer
Kirche in Saintes-Maries-de-la-Mer

Die alles überragende aus vorromanischer Zeit stammende Kirche weist, einem Leuchtturm gleich, kilometerweit dem Reisenden die Richtung. Das von Zinnen und einem Wehrgang umgebene Dach der Kirche diente als Wachturm. Über dem Chor und der Apsis befindet sich die ehemalige Wachstube. Die Kirche diente neben dem Gebet auch als Zufluchtsort bei Stürmen und Belagerungen. Im Inneren gab es ausreichend Platz und auch eine Süßwasserquelle war für die Schutzsuchenden vorhanden. Unter dem Hochaltar liegt die Krypta, wo sich der Überlieferung nach die Wohnung der Marien befand. Hier steht die kleine Statue der schwarzen Sara.

Pilger in Saintes-Maries-de-la-Mer
Pilger in Saintes-Maries-de-la-Mer

Die zwei Marien und ihre Dienerin

Um das Jahr 30 n. Chr. sollen die zwei Marien, Maria Magdalena und Martha mit ihrer Dienerin Sara vor der Küste der Camargue gekentert sein. Nachdem sie sich an Land retten konnten, siedelten sie sich an und verbreiteten das Christentum. König René ließ im 14. Jahrhundert nach den Gebeinen der heiligen Frauen suchen. Man fand die Gebeine zweier Leichname in sitzender Haltung und mit gefalteten Händen. Diese wurden in der Kirche Notre-Dame-de-la-Mer bestattet. Seither ist Saintes-Maries-de-la-Mer zu einer wichtigen Pilgerstätte geworden.

Highlights entlang der Strecke


Vorheriger ArtikelParis im Spätherbst
Nächster ArtikelRadreise entlang der Ill