Gesamtstrecke: 45,86 km

Kurz vor Weihnachten war ich zu Besuch bei einer Familie in einem kleinen Weiler am See Mien. Der durch einen Meteoriteneinschlag vor 121 Millionen Jahren entstandene und im Querschnitt 5,5 KM messende Kratersee, erstreckt sich etwa 30 Kilometer nördlich von Karlshamn. In der letzten Woche meines Aufenthalts machte ich eine Tagestour mit dem Fahrrad. Über Fridafors und Svängsta, fast immer am Mörrumsån entlang, erreichte ich am frühen Nachmittag Mörrum.

Hovmansbygd

In der Nähe von Laxenshus, dem Lachs-Museum, das erst im Frühjahr seine Pforten öffnet, machte ich eine Rast. Da auch das Café gegenüber geschlossen hatte, blieb mir nichts anderes übrig, als selbst den Kaffee zu kochen. Mit klammen Fingern kramte ich den Gaskocher hervor, den ich fast bei jeder Tour im Gepäck habe, und holte Wasser aus dem Fluss. Zum Kaffee aß ich Samisches Brot, das in Deutschland völlig unbekannt ist.

Eine Begegnung am Fluß

Am Mörrumsån

Ich hatte noch nicht viel getrunken, als ein Spaziergänger den schmalen Uferweg entlang gelaufen kam. Die Hände in seinen Jackentaschen vergraben, trotzte er dem starken Südwind. Der Mann war etwas überrascht darüber, mich dort sitzen zu sehen. Wir teilten den Kaffee miteinander und er erzählte mir von seinen Kämpfen mit Lachsen und Meerforellen.

Info: Am Mörrum

Die Lachsfischerei hat am Mörrumsån eine lange Tradition. Erste schriftliche Erwähnungen finden sich bereits im 13. Jhd. Der Fischreichtum und der Umstand, dass zahlreiche Lachse aus der Ostsee den Fluss als Laichplatz nutzen, macht den Mörrumsån zu einem beliebten Ziel für Angler aus aller Welt. Im Laxens hus, dem Haus des Lachses, finden Sie Ausstellungen zum Lachs im Fluß Mörrum. Neben dem Tierleben erfahren Sie alles über die Entwicklung der Fischerei . Ein 13 Meter langes Aquarium lädt zum Bestaunen des Tierreichtums der Mörrum ein.

Im schwedischen Winterwald

Er sei ein begeisterter Fliegenfischer und so erfuhr ich, dass der größte Lachs, der je im Fluss gefangen wurde, über 27 Kilo wog und jährlich 12 – 13000 Angler aus aller Welt hier angeln.

Am Mörrumsån

Nachdem wir uns herzlich verabschiedet hatten, machte ich mich auf den Rückweg. Die etwa dreißig Zentimeter dicke Schneedecke knackte charakteristisch unter meinen dicken Reifen. Lediglich das leise Plätschern, des an den Rändern zugefrorenen Flusses, war noch zu hören. Die Luft war klar und frisch und im düsteren Unterholz zwischen schneebedeckten Fichten konnte ich ein Reh springen sehen. Einzelne kleinere Gehöfte und Häuser standen einsam am Wegesrand. Bei einigen hatten die Eigentümer vergessen, die blaugelbe Beflaggung vor dem Winter einzuholen. Rote Wände und dunkle Dächer schimmerten unter dem Schnee hervor, es wirkte wie ein Pfefferkuchen-Paradies und es mutete melancholisch an.

Hovmansbygt

Mörrumsån

Kurz vor Fridafors, nach einem längeren Stück zwischen Bäumen, kam ich an eine Lichtung. Ein alter Güterwaggon steht dort ausgestellt auf einem Holzpodest. Ein Hinweisschild erzählt von der Bahnstrecke, die einst am Fluss entlang führte. Der Wind wehte stark und mit schwindender Kraft bewegten meine durchgefrorenen Muskeln die zwanzig Kilogramm Fahrrad und Gepäck durch den Schnee. Einige Kinder spielten vor dem alten Waggon. Ihr Vater war damit beschäftigt, eine etwa fünfzig Zentimeter dicke Schneekugel auf die zweite Hälfte eines halbfertigen Schneemanns zu wuchten. Erschöpft stellte ich mein Fahrrad ab, ging zu dem Waggon und grüßte in ihre Richtung.

Weg am Moerrum

Eine unheimliche Begegnung

In der Abenddämmerung fuhr ich dann über den Hovmansbydgsvägen weiter in Richtung Norraholländarevägen. Hinter einer leichten Kurve gingen einige Wildschweine über die Straße. Des gab auch einige Frischlinge, die im letzten Frühjahr geworfen wurden und nun zwischen den Bachen herumtollten. Sie hatten mich nicht bemerkt, obwohl ich nur etwa 50 Meter von ihnen entfernt war. Da ich wusste, wie gefährlich Wildschweine mit Jungen sein können, blieb ich zunächst stehen und hoffte darauf, dass sie weiter ihres Weges gehen würden, ohne mich zu bemerken. Sie bemerkten mich dann aber doch. Eines der Tiere, es war wohl der Keiler, wendete seinen mächtigen Schädel in meine Richtung und stieß dabei einen Drohruf aus. Die anderen Tiere zogen sich etwas zurück. Selbstverständlich wendete ich auf der Stelle das Rad. Ich fuhr ruhig los und tat nichts, was dem Keiler als Bedrohung erscheinen konnte. Nach einigen hundert Metern wendete ich wieder und wartete einige Minuten bevor ich wieder zu der Stelle zurückfuhr. An der Kurve angelangt lugte ich vorsichtig um sie herum. Aber die Wildschweine waren nicht mehr da. Tief beeindruckt von der Begegnung fuhr ich nun in der Dunkelheit nach Hause und schaffte es noch rechtzeitig zum Abendessen.

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