Auf zwei Rädern, einfach so. Sich treiben lassen. Die Stadt entdecken. Unbekannte Straßen, unzählige Cafés und Sehenswürdigkeiten. Ziellos dahintreiben, vielleicht nach links, oder doch nach rechts, aber immer von überraschenden Eindrücken und besonderen Momenten begleitet. Schmiedeeiserne Geländer an ausladenden Balkonen, klassizistische Fassaden und bunt lackierte Haustüren aus massivem Holz. Zeugen der architektonischen Entwicklung und Veränderung der letzten Jahrhunderte. Rechter Hand die Boutiquen von Yves Saint Laurent, Karl Lagerfeld und Chanel. Auf breiten Boulevards zwischen Autoschlangen hindurch und linker Hand der Arc de Triomphe. Die Großstadt wird zur Kleinstadt und die Arrondissements zu Dörfern.

Zum Bois du Boulogne

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Paris Depard Saint Michel

Sich verirren ist unmöglich und zu spät kommen eine Peinlichkeit der Anderen. Langsam beginnt der Feierabendverkehr, gestresst hupende Autos, hetzende Shopper vor der Galerie Lafayette und der einsame Radler in den Gassen des Quartier Les Halles. Wieder rechts, dann links und nach einer kleinen Weile, entlang der von mächtigen Platanen und alten Zedern verschlungenen Wege, durch den Bois du Boulogne. Wald und Stadt gehen nahtlos ineinander über.

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Paris – Bois de Boulogne

Eiffelturm im Lichtermeer

Eiffelturm
Eiffelturm

Welche Richtung? Egal. Es ist immer das Zentrum, auf das alles zu läuft. Zunächst der Voie Georges Pompidou und über die Seine ins 15. Arrondissement. Hinter einem Nachbau der Freiheitsstatue ragt in einem unendlichen Lampenmeer der stählerne Eiffelturm hervor. Die Stadt wird von einer dicken schwarzen Wolkenschicht erdrückt und es beginnt zu regnen. Das Leben verschwindet in die Häuser und hinter kaltem Dampf, der über den feuchten Straßen schwebt, spiegeln sich die Lichter der Stadt.

Gare Montparnasse

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Schnee in Paris

In der Nähe vom Gare Montparnasse, in einer geschützten Ecke, auf einem Lager aus Kartons, sitzen Leute in verfilzten Decken um ein Feuer herum. Sie lachen und trinken und rauchen. Dann linker Hand der Tour Montparnasse. Über die Katakomben hinweg, dem größten Beinhaus der Welt. Lieu macabre… die Gebeine von über sechs Millionen Menschen liegen hier in den alten Steinbrüchen, aus dessen Stein Paris entstand. Dann weiter ins dreizehnte Arrondissement.

Ein Ameisenhaufen

Über den Place d’Italie, wo der Boulevard Auguste Blanqui in den Boulevard d’Hôpital übergeht, weiter zum Gare d’Austerlitz. Nach acht Stunden über Asphalt, Kopfsteinpflaster und Sand, ähnelt Paris auch in der Nacht noch einem Ameisenhaufen. Auf den breiten und ausladend wirkenden Gehwegen hetzen Menschen hin und her und vor den Clubs der Stadt bilden sich Menschentrauben und warten auf Einlass. Andere eilen zur nächsten Metro auf dem Weg zur Nachtschicht. Vielleicht liegt es am Wetter, denn obwohl die französische Hauptstadt eine Radfahrer-Traumstadt ist und nur in der Rush-Hour die Boulevards den Autos gehören, sind mir in der ganzen Zeit lediglich drei, vier andere Radler begegnet.

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